Eine magische Welt voller Geheimnissen und Gefahren!
© 2024
Der Alb
Die Abenddämmerung
senkte sich wie ein
finsterer Schleier über
den verwilderten Hain.
Die Bäume standen
dicht, ihre knorrigen
Äste verflochten zu
einem Geflecht, das
den letzten Schein des
Dragas erstickte. Dort,
inmitten des Waldes,
hockte der Alb. Seine
Augen, schmal und kalt
wie die Klinge des
Todes, glommen silbern im Schatten.
Vor ihm auf einem flachen Stein lag eine silberblaue
Phiole, schimmernd wie gefrorenes Mondlicht. Er
entkorkte sie mit einem leisen Zischen, das in der Stille
des Waldes wie ein Schrei hallte. Der Alb neigte die Phiole,
und ein dicker Tropfen des geheimnisvollen Gebräus fiel
in eine Mulde, die in den Stein gemeißelt war. Es zischte,
ein Nebel aus kaltem Licht stieg auf, und die Luft um ihn
begann zu flimmern, als ob die Welt selbst den Atem
anhielt.
In seinen Händen ruhte eine Klinge aus Mondstahl, ihre
Oberfläche ziseliert mit feinen Runen, die bis dahin
unsichtbar gewesen waren. Doch nun erwachten sie, ein
kaltes, bläuliches Leuchten flammte auf und pulsierte im
Rhythmus des sich verdunkelnden Waldes.
Auf seiner schwarzen Rüstung, schwer und unheilvoll,
glühten weitere Runen auf. Sie flüsterten in einer
vergessenen Sprache, Worte des Schicksals, Worte des
Todes. Der Alb richtete sich auf, ein unheilvolles Schemen
gegen den schwachen Glanz der Phiole. Die Welt schien
sich zu verengen, als er den Dolch über den Nebel hielt
und mit einer Geste die Nacht rief.
Das Ritual hatte begonnen. Was er heraufbeschwor, war
nicht für sterbliche Augen bestimmt. Doch der Wald
wusste es, die Stille wusste es, und die Dunkelheit wusste
es.
Der Alb war kein einfacher Wanderer. Er war ein Bote des
Unheils – und die Welt würde bald seinen Preis zahlen.